Neulich war ich im Urlaub am Bodensee. Dort habe ich ein Buch gelesen. Soweit nicht sonderlich spektakulär, allerdings hat dieses Buch mein Verhältnis zu Seen nachhaltig zerrüttet.
Wassermanns Zorn – Manuela Sperling, frisch von der Polizeischule, wird gleich zu Beginn ihres Praktikums dem Ermittlungsteam, das sich mit dem Fall einer grausam ertränkten Prostituierten befasst, zugeteilt. Es zeigt sich, dass es in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle gab und dass alle Opfer aus dem Umfeld von Polizeikommissar Eric Stiffler, der das Ermittlungsteam leitet, stammen. Die engagierte und motivierte Manuela will weitergehend recherchieren, muss dabei jedoch feststellen, dass innerhalb des Polizeikommissariats ein Netz aus Lügen, Geheimhaltung, Vertuschungen und Korruption besteht…
Auf der anderen Seite der Taxifahrer Frank Engler und sein Fahrgast Lavinia Wolff, eine junge ehemalige Prostituierte, die nach dem Tod ihrer Freundin Susan in eine andere Stadt gezogen ist. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, haben jedoch beide ihre eigene dunkle Vergangenheit und leben mit der ständigen Angst, dass diese sie einholen könnte.
Ein fesselnder Thriller, der Autor Andreas Winkelmann schafft es durchgehend, eine leicht düstere Atmosphäre mit dem ständigen Gefühl des sich anbahnenden Unheils zu schaffen. Die Handlung wird aus der Perspektive von fünf (wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, was es oft tut) unterschiedlichen Personen erzählt, was zu Beginn teilweise etwas anstrengend ist, da man sich erst wieder in die betreffende Person, ihre Denkweise, ihre Vorgeschichte, "einlesen" muss. Zudem fragt sich der Leser anfangs öfter, wie die einzelnen Handlungsstränge miteinander zusammenhängen, dies ergibt sich selbstverständlich im Laufe der Geschichte, wenn auch überraschend spät. Besonders erfrischend machen diesen Szenenwechsel die sehr unterschiedlichen Charaktere, die motivierte und vorlaute, aber clevere Manuela, der als feige verschriene Polizeikommissar Stiffler, der sympathische Taxifahrer mit dem schweren Schicksal…allesamt starke Persönlichkeiten, die im Laufe der Geschichte an Tiefgang gewinnen.
Besonders hervorzuheben ist, dass in diesem Buch insgesamt wenig Blut vergossen wird – klar, Ertrinken ist ein ziemlich unblutiger Tod, wenn auch nicht minder grausam. Im Nachwort erzählt der Autor, dass er selbst eine Nahtoderfahrung im Wasser hatte. Man kann sich somit vorstellen, dass die Beschreibung des qualvollen Ertrinkens erschreckend genau und realitätsnah sind, sie stammt schließlich aus "erster Hand". Und genau deshalb ist mein Verhältnis zu Badeseen getrübt – auch wenn ich solche einen derartigen Erzählstil liebe, bin ich nicht so abgebrüht, dass ich nach der Lektüre direkt fröhlich im See planschen kann. ;) Das Ganze hat dem Lesevergnügen dennoch keinen Abbruch getan.
Ein – trotz einiger Längen im Mittelteil – packendes Buch, insbesondere auf den letzten hundert Seiten war ich so gefesselt, dass ich nicht aufhören konnte weiterzulesen. Wirklich empfehlenswert für alle Freunde des Thrillers. Vom Lesen am Badesee ist allerdings abzuraten.
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